Nach der Fahrt auf See wurde das erste Fahrzeug über den Seehafen in Zeebrugge nach Ostende gebracht. Mit diesem Fahrzeug wurden im Sommer 2020 abschließende Testfahrten auf dem Streckennetz des Betreibers De Lijn durchgeführt bevor der Fahrgastbetrieb mit den ersten 48 Fahrzeugen startet (wann?). Die Straßenbahnen von Typ Urbos 100X sollen nach und nach die 35 Jahre alte Flotte ersetzen. Die ersten 48 Einrichtungsfahrzeuge kommen als Kusttram auf der Strecke in den östlichen und westlichen Provinzen Flanderns zum Einsatz sowie in Antwerpen. Sie sind Teil einer Lieferung von bis zu 146 fünfteiligen Straßenbahnen.
Das Bremssystem für die neuen Fahrzeuge liefert HANNING & KAHL. Durch die zahlreichen gemeinsamen Projekterfahrungen mit der Urbos-100-Fahrzeugplattform wurde das Bremssystem erfolgreich nach Kundenwunsch adaptiert. Der größte Unterschied zwischen dem Urbos 100 und Urbos 100X für De Lijn ist die Drehgestell-Anordnung mit Achsen statt Einzelrädern. Dadurch kommt ein angepasstes Bremssystem zum Einsatz, das diese Besonderheiten berücksichtigt. HANNING & KAHL setzt hier erstmals mit CAF den Federspeicher HYS 106 ein. Ein weiterer Unterschied ist die Achsselektivität im Lauffahrwerk: Hier wird jede Achse eigenständig mit Bremskraft angesteuert. Ähnlich wie der Urbos 100, verfügt auch der Urbos 100X über eine integrierte hydraulische Notlösefunktion in den Hydraulikgeräten HZY K140 PR-NL, die in den Triebfahrwerken eingesetzt sind.
Die Inbetriebsetzung des ersten Fahrzeugs fand Ende 2019 im Werk Saragossa von CAF statt. Anschließend wurden am Fahrzeug auf dem CAF-Testgelände Inbetriebnahme-Fahrten durchgeführt. Bei der dynamischen Inbetriebsetzung wird die Integration des HANNING & KAHL-Bremssystems in die Fahrzeugumgebung getestet. Alle Betriebsmodi, Bremszustände sowie der Gleitschutz werden aufgezeichnet und ausgewertet. Die Bremswegmessungen erfolgen nach EN 13452. Alle Bremsarten werden bei verschiedenen, definierten Startgeschwindigkeiten ausgelöst. Bremsweg, Verzögerung und Ruck werden bestimmt und ausgewertet. Diese Messungen müssen mit leerem und anschließend mit beladenem Fahrzeug durchgeführt werden. Aufgrund von Corona war dies begleitet von teils schwierigen Bedingungen, nichtsdestotrotz wurden diese erfolgreich im Frühjahr abgeschlossen, sodass einer Überfahrt nach Belgien nichts mehr im Weg stand.