Weichenantrieb H715

Interview mit Jens Böcker der Hamburger Hochbahn.

Jens Böcker, 54 Jahre, absolvierte nach seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser erfolgreich ein Maschinenbaustudium und ist bei der Hamburger Hochbahn, kurz HOCHBAHN, beschäftigt. Seit mehr als 40 Jahren ist er aktives Mitglied im Deutschen Eisenbahnverein e.V. (DEV). Er lebt mit seiner Familie in Norderstedt, in der Nähe von Hamburg.

tram.news: Seit wann sind Sie bei der Hamburger Hochbahn  und welche Aufgaben umfasst ist Ihr Aufgabenspektrum?

Jens Böcker: Ich arbeite seit nunmehr 25 Jahren bei der HOCHBAHN, aktuell im Bereich Planung und Weichen. Seit 2001 bin ich als Sachgebietsleiter für Weicheninstandhaltung und Oberbautechnik verantwortlich. Mein Aufgabenbereich umfasst die zum Fahrbetrieb notwendigen Wartungsarbeiten an Weichen sowie die Ausführungsplanung von Instandhaltungsprojekten im Gleisbau.

tram.news: Wie wichtig ist der öffentliche Verkehr für Hamburg und welche Besonderheiten kennzeichnen die HHOCHBAHN?

Jens Böcker: Seit 1912 gibt es die Hamburger Hochbahn. Aktuell betreiben wir vier U-Bahnlinien, wobei die U1 mit einer Gesamtlänge von 55,8 Kilometern die längste Linie in Deutschland ist. Pro Jahr transportiert die HHOCHBAHN per Bahn und Bus weit mehr als 250 Millionen Fahrgäste. Im Innenstadtbereich verläuft ein Großteil der Bahnstrecke auf einem Viadukt. Im kompletten Streckennetz wird sowohl ober- als auch unterirdisch nach der BOStrab gefahren.   

tram.news: Wie groß ist Ihr Streckennetz und wie viele elektrisch gestellte Weichen warten Sie und Ihre Mitarbeitenden?

Jens Böcker: Das Streckennetz umfasst 260 Kilometer Gleis mit mehr als 500 Weichen, davon liegen 40 Prozent der Gleise im Tunnel.

tram.news: Wie haben Sie die Einführung unseres Weichenantriebs H715 miterlebt?

Jens Böcker: HANNING & KAHL hat uns den Weichenantrieb theoretisch und praktisch vorgestellt. Meine Mitarbeitenden und ich konnten uns den Antrieb live bei uns vor Ort anschauen. Daraufhin haben wir einen Probeeinbau auf dem Betriebshof in der Saarlandstraße geplant. Die Erlaubnis der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) Hamburg für den Probebetrieb verlief aufgrund der bestehenden Zulassung bei der ÖBB und dem BAV (Bundesamt für Verkehr, Schweiz) sowie der SIL 4-Bescheinigung problemlos und der Einbau wurde ermöglicht. Aufgrund der guten Instandhaltbarkeit des Weichenantriebs H715 und der einfachen manuellen Bedienung, entschieden wir uns, nach erforderlichen Tests und erweiterter Zulassung bei der TAB, alle Weichen auf dem Betriebshof auf diesen Antrieb von HANNING & KAHL umzurüsten.

tram.news: Welche Vorteile sehen Sie als Betreiber in der Nutzung des H715?

Jens Böcker: Ein großer Vorteil des H715 ist sein modularer Aufbau mit einer guten Erreichbarkeit der einzelnen Bauteile. Hierfür spricht auch die obenliegende Deckeldurchführung für die Kurbel zum manuellen Stellen. Weiterhin können wir das bestehende Lochbild auf der Antriebslagerung nutzen, so dass ein Antriebstausch von Bestandsantrieben schnell erfolgen kann. Neben der Produktbetreuung funktioniert auch die Kommunikation mit HANNING & KAHL reibungslos.

tram.news: Welche Modernisierungsmaßnahmen sind die nächsten Jahre im Streckennetz der HOCHBAHN geplant?

Jens Böcker: Zuerst ist sicher unser umfangreiches Programm zur Stellwerkserneuerung auf der Linie U1 zu nennen. Zudem wird kontinuierlich eine Vielzahl von Brücken und Haltestellen saniert, die zum Teil über 100 Jahre alt sind. Aktuell sind zwei Linienverlängerungen im Bau bzw. in der Planung. Als größtes Projekt ist außerdem der Bau der neuen, vollautomatisierten Linie U5 zu erwähnen – das erste derartige Projekt für Hamburg.

tram.news: Welche Arbeiten übernehmen Sie  in der Weicheninstandhaltung selbst und welche werden in Fremdregie durchgeführt?

Jens Böcker: Die Weichenantriebstechnik halten wir selbst instand, dazu erhalten wir Schulungen durch den Hersteller. HANNING & KAHL schulte uns hierzu umfangreich unter anderem für die Installation des Weichenantriebs H715, aber auch für die jährliche Inspektion. Die Grundüberholung der Weichenantriebsteile erfolgt in der Werkstatt nach den Vorgaben der Hersteller. Weiterhin tauschen und warten wir selbst Weichenverschlüsse, Radlenker und sonstige Weichenkomponenten. Nur ein Teil der Schweißarbeiten am Gleis werden von Fremdfirmen übernommen.

tram.news: Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.

Die Fragen für die tram.news stellte Achim Schlink, Vertrieb Weichenstellsysteme.

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